Aktiensparen in Japan
Der japanische Aktienindex NIKKEI hat vor kurzem erstmal wieder den Wert vom Dezember 1989 überschritten. Wer vor 35 Jahren Aktien kaufte, liegt damit bei einer Verzinsung von genau Null. Aktiensparen ist nicht ohne Risiko.
Die obige Abbildung zeigt den NIKKEI 225, ein bzw. der Aktienindex für Japan der Nihon Keizai Shimbun (japanische Wirtschaftszeitung). Die gute Nachricht für die Aktionäre ist: die japanischen Aktien sind so hoch notiert wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Seit 2010 befinden sich die Kurse fast ununterbrochen im Aufwind. Von 10.000 Punkten im Jahr 2010 ging es hoch auf 20.000 Punkte (2015), dann auf 30.000 Punkte (Mai 2023) und jetzt auf über 40.000 Punkte. Wo die Reise zukünftig hingeht ist unklar, aber ein weiterer Anstieg so wie seit 2010 scheint unwahrscheinlich.
Aus der Perspektive eines Investors, der 1989 japanische Aktien kaufte, sieht das Ganze etwas anders aus. Erst jetzt, 35 Jahre später, bekommt der Investor quasi das Geld zurück, was er reingesteckt hatte. Die Verzinsung liegt damit bei null. Der Aktiensparer hat also lange durchgehalten, damit er sein Geld zurückbekommen hat. Hier wird deutlich, dass Aktienmärkte keine Wundermittel sind. Mal geht es nach oben, mal geht es nach unten, und die Schwankungen können auch mal ein halbes Menschenleben andauern. Niemand kann 35 Jahre lang einen Aktienmarkt aussitzen und warten, bis die Aktien wieder hochgegangen sind.
Wer im Alter ein Einkommen erzielen will, der wird sein Geldvermögen irgendwie investieren wollen. Immobilien, Staatsanleihen und auch Aktien sind dabei die Standardinvestitionen. Während der Staat immer zahlen kann und kein Ausfallrisiko hat, ist das bei den Aktien anders. Unternehmen können auch pleite gehen und damit den NIKKEI 225 verlassen, wodurch der Investor noch mehr Schaden hat. Immobilien hingegen sind eigentlich immer gefragt, ihr Preis schwankt zwar auch teilweise stark (z.B. in Japan in den 1980er und 1990er Jahren, erst hoch und dann runter), aber ein Komplettverlust ist außerhalb von Naturkatastrophen so gut wie unmöglich.
Japan ist eine Warnung für alle, die zu viel Gewicht auf Aktien legen bei der Altersvorsorge. Das kann gründlich schiefgehen, wie in Japan. Eine staatliche Rente hingegen ist sicher, denn die japanische Regierung ist zu jeder Zeit zahlungsfähig in Yen. Finanzmärkte haben einen Zweck, es geht um die Erzeugung von relativen Preisen für Aktien. Die Idee, durch Aktiensparen die Nachfrage nach Aktien dauerhaft zu erhöhen, mag zwar profitabel sein für den Finanzsektor. Aus gesamtwirtschaftlicher Sicht ist jedoch nicht ersichtlich, wo hier der Vorteil liegen soll.