Das komplette Versagen der Geldpolitik in den USA
In den USA vertreten viele ÖkonomInnen die Meinung, dass eine Reduktion der Inflation durch einen Anstieg der Arbeitslosigkeit „erkauft“ werden müsse. Die Zahlen der letzten Monate strafen diese ÖkonomInnen ab. Die Inflation kann auch sinken, wenn die Beschäftigung weiter steigt.
Drei US-amerikanische Ökonomen verfassten letzten Sommer ein Papier, in dem Sie behaupteten, dass „ die offenen Stellen abgebaut werden und die Arbeitslosigkeit steigen” müsse, um „die Inflation zu bekämpfen”. Hier ist das ganze Abstract dieses Papiers (eigene Übersetzung, Fett durch mich):
"Die US-Notenbank versucht, den überhitzten US-Arbeitsmarkt abzukühlen, um Lohnsteigerungen abzumildern und freie Stellen zu reduzieren, ohne dass die Arbeitslosigkeit schmerzhaft ansteigt. Empirische Belege zeigen jedoch, dass diese Ziele noch nie zusammen erreicht wurden und auch jetzt nicht zu erwarten sind. Um die Inflation zu bekämpfen, müssen nämlich die offenen Stellen abgebaut werden und die Arbeitslosigkeit steigen. Das umgekehrte Verhältnis zwischen offenen Stellen und Arbeitslosigkeit wird anhand der Beveridge-Kurve gemessen, die nach einem britischen Wirtschaftswissenschaftler benannt ist. Blanchard, Domash und Summers stellen fest, dass die Hoffnung der Fed, die Zahl der offenen Stellen könne verringert werden, ohne die Arbeitslosigkeit zu erhöhen, im Widerspruch zu den historischen empirischen Daten steht. Die derzeit niedrige Arbeitslosenquote und das sehr hohe Verhältnis von offenen Stellen zu Arbeitslosigkeit deuten darauf hin, dass der Arbeitsmarkt überhitzt ist und die natürliche Arbeitslosenquote gestiegen ist. Sie hat sich gegenüber dem Stand vor dem COVID um etwa 1,3 Prozentpunkte erhöht, was bedeutet, dass der Arbeitsmarkt noch stärker überhitzt ist, als es die aktuelle Arbeitslosenquote vermuten lässt."
Das war vor etwa einem Jahr. Die Entwicklung der Beschäftigung und der Inflation in den USA sieht heute so aus:
Seit dem Einbruch der Beschäftigung durch die Corona-Pandemie steigt sie wieder, so auch die letzten 12 Monate. Dabei stiegt die Inflation erst an, danach fiel sie wieder und liegt jetzt bei 5 Prozent. Diese Entwicklung zeigt, dass die Modelle der Zentralbanken komplett versagt haben. Das, was praktisch passiert ist, wird von den Autoren der Makro-Modelle als theoretisch unmöglich bzw. „im Widerspruch zu den historischen empirischen Daten” erklärt. Dabei ist es unter Nicht-Ökonomen Konsens, dass die erhöhte Inflationsrate ein Symptom von steigenden Energiepreisen war und von steigenden Gewinnmargen. Der Zusammenhang von Erdölpreis und Inflation in den USA sieht so aus:
Die Makroökonomik, welche sich mit Geld und makroökonomischen Phänomenen wie Inflation und Beschäftigung befasst, muss die Realität erklären. Modelle, die falsche Vorhersagen treffen, müssen aus den Lehrbüchern entfernt werden und auch die Zentralbanken sind dringend aufgerufen, ihre geldpolitischen Strategien zu überdenken. Das Versagen der sogenannten „neukeynesianischen“ (diese haben mit dem Ökonomen John Maynard Keynes gar nichts zu tun) Modelle ist umso ärgerlicher, als dass die Empfehlungen der ÖkonomInnen dazu führen würden, völlig unnötigerweise die Arbeitslosigkeit zu erhöhen und die Wirtschaft in eine Rezession zu stürzen. Die erste Regel muss sein: „First, do no harm” – mache nichts kaputt. Die neukeynesianischen Modelle verletzten diese Regel.
Im Laufe des Mais werde ich weiteren Artikeln die Sicht des Neukeynesianismus auf die Fiskalpolitik diskutieren sowie mein alternatives makroökonomisches Modell vorstellen, welches meiner Meinung nach die Realität deutlich besser abbildet.