Der Ölpreis – Resultat der Nachfrage?

13.06.2023

Häufig wird behauptet, dass der Ölpreis von der Nachfrage nach Öl oder sogar der Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen determiniert wird. Allerdings ist der Ölmarkt kein Wettbewerbsmarkt – das OPEC-Kartell passt das Angebot aktiv an die Nachfrage an.

Der Preis für Energie, und dazu gehört auch der Preis für Erdöl, ist einer der Haupttreiber der erhöhten Inflationsraten der letzten Zeit. Steigende Energiepreise lassen sich nur schwer umgehen, da die Nachfrage nach Öl einigermaßen stabil ist. Die Industrie braucht Erdöl, und auch Haushalte, welche es in Form von Benzin und Diesel kaufen, um bspw. zur Arbeit zu Pendeln. Viele Ökonomen erklären den Preis für Energie als nachfragegetriebenen Preis. Bei steigender Nachfrage nach Öl würde der Preis steigen, bei sinkender Nachfrage der Preis fallen. Schuld an den heutigen erhöhten Inflationsrate sei daher die hohe Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen, die vor allem durch steigende Staatsausgaben zu begründen wäre. Diese Sicht ist allerdings problematisch, da in der Realität das OPEC-Kartell das Angebot an die Nachfrage anpasst, um den Preis zu stabilisieren.

Die Tagesschau berichtete letzte Woche:

Das Ölkartell OPEC + will nach eigenen Angaben im kommenden Jahr rund 40 Millionen Barrel (je 159 Liter) am Tag fördern. Das bedeutet nach Berechnungen der russischen Agentur Tass eine Kürzung der gesamten OPEC+-Fördermenge um 1,39 Millionen Barrel pro Tag, also knapp 3,4 Prozent.

Die jüngste Reaktion der Reduktion der Fördermenge ist keine Seltenheit. Die Tagesschau berichtet weiter:

Im Oktober 2022 hatten die Länder bereits die Kappung der Produktion um zwei Millionen Fass pro Tag vereinbart. Angesichts sich verschlechternder Wirtschaftsaussichten und eines sinkenden Ölpreises hatten mehrere OPEC+-Mitglieder im April dann überraschend zusätzliche Förderkürzungen um 1,66 Millionen Barrel (je 159 Liter) ab Mai vereinbart, die zunächst bis zum Ende des Jahres andauern sollen.

Der Ölpreis ist also nicht das Resultat der Nachfrage, weder der nach Erdöl noch der nach Gütern und Dienstleistungen. Der Ölpreis ist vielmehr beeinflusst durch die Produktionsentscheidungen der OPEC-Länder. Dazu kommt in der Spitze und kurzfristig die Spekulation an den Märkten, an denen sich auch die großen Rohstoffhändler beteiligen. Das bedeutet schlußendlich, dass die Preisstabilität in Ländern, die Energie importieren, gesteigert werden kann, indem dort die einheimische Energieerzeugung ausgebaut wird. So kann eine hohe Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen und auch Energie gewährleistet werden, ohne dass das Ziel der Preisstabilität in Gefahr gerät und sich das Land abhängig macht von Drittländern.