Die Aktienrente: Tod einer schlechten Idee

02.12.2022

Wie die Zeitschrift CAPITAL meldet, wird die Aktienrente nicht in der Form kommen. Das ist eine gute Nachricht, denn sie basiert auf einem fehlerhaften Verständnis des Geldsystems.

Die Rente ist sicher, so hieß es immer, als Norbert Blüm noch in der Politik war. Der Mann hatte recht - bisher ist immer alles gut gegangen, die Renten sind immer gestiegen und haben mit der Inflation mitgehalten. Dies ist eigentlich auch nicht verwunderlich, wenn wir uns klarmachen, dass die Bundesregierung ihre Ausgaben über die Zentralbank tätigt. Da diese die Schöpferin der Währung ist - dieses Monopol teilt sie sich mit den anderen nationalen Zentralbanken und der EZB - kann der Bundesregierung aus technischer Sicht das Geld (€) nicht ausgehen. Nur politische Regeln könnten Ausgaben verhindern, aber diese wären ja einfach durch eine politische Regeländerung (meist Reform genannt) zu beseitigen, sofern der politische Wille vorhanden ist.

Leider scheinen aber die meisten Menschen unser Geldsystem gar nicht verstanden zu haben und glauben, dass die Bundesregierung einer schwäbischen Hausfrau ähnelt. Bei CAPITAL heißt es:

„Der Öffentlichkeit ist die fatale finanzielle Lage der Rentenkasse durchaus bewusst. Laut einer repräsentativen bundesweiten Forsa-Umfrage der Initiative Minderheitsaktionäre erwarteten im Sommer 83 Prozent der Befragten nicht, dass das Versprechen durch die Politik, langfristig eine sichere und stabile Rente zu gewährleisten, gehalten werden kann. In der gleichen Umfrage sprachen sich 56 Prozent für einen Aktienfonds als Baustein der gesetzlichen Altersvorsorge aus.“

Letzteres ist unabhängig von der Frage zu werten, ob die Politik eine "langfristig sichere und stabile Rente" gewährleisten kann. Das Handeln der Politik wiederum wird bei "kann" auch bestimmt durch ein "will". Natürlich könnte die Politik uns durch ein komplett staatliches Rentensystem von den Finanzmarktturbulenzen abschirmen. Aber die Frage ist, ob sie das auch will. Schließlich sind ja auch Lobbyistinnen und Lobbyisten unterwegs für den „Finanzmarkt“, und die wissen ja genau, dass bei jeder Transaktion auf dem Finanzmarkt ein bisschen was vom Geld bei den Unternehmen dort hängen bleibt. Mehr Umsatz auf dem Finanzmarkt bedeutet also mehr Gewinn, und da wäre doch eine Aktienrente genau das richtige.

Es ist nur zu hoffen, dass immer mehr Bürgerinnen und Bürger verstehen, dass die Bundesregierung in ihren Ausgaben nicht begrenzt ist, wie die Sondervermögen gerade noch mal eindrucksvoll gezeigt haben. Die Renten sind solange sicher - von der Kaufkraft her gesehen - wie die Wirtschaft die Güter und Dienstleistungen in gewünschter Menge und stabilen Preisen produzieren kann, welche die Älteren konsumieren. Das wusste schon der US-amerikanische Zentralbankpräsident Alan Greenspan.