Produzentenpreise gehen zurück – ist die Große Inflation bald vorbei?
Die Konsumentenpreisinflation hat Deutschland und den Rest der Welt seit 2021 im Griff, aber ein Blick auf die jüngsten Daten bei den Erzeugerpreisen gibt Anlass zur Hoffnung. Die Wirtschaftspolitik sollte sich auf eine Rückkehr zu niedrigen Inflationsraten und schwacher Wirtschaftsentwicklung vorbereiten.
Wie das Statistische Bundesamt gestern mitteilte, „waren die Erzeugerpreise gewerblicher Produkte im Mai 2023 um 1,0 % höher als im Mai 2022. Im Vorjahresvergleich ist dies der geringste Anstieg seit Januar 2021 (+0,9 %). Im April 2023 hatte die Veränderungsrate gegenüber dem Vorjahresmonat noch bei +4,1 % gelegen. Gegenüber dem Vormonat sanken die Erzeugerpreise im Mai 2023 um 1,4 %”. Laut Bundesbank messen die Erzeugerpreise „die durchschnittliche Preisentwicklung von Rohstoffen und Industrieerzeugnissen, die in Deutschland abgebaut bzw. hergestellt und im Inland verkauft werden”. Der Index der Erzeugerpreise wirft also einen Schatten voraus auf zukünftige Konsumentengüterpreise und eignet sich daher gut als Indikator für eine Prognose.
Zusammen mit der „Gierflation” (Tagesschau) ergibt sich ein Bild, welches darauf deutet, dass die Inflationsraten in den kommenden Monaten weiter zurückgehen. Die Unternehmen werden wohl über kurz oder lang ihre Preise wieder reduzieren, weil sie entweder von der Politik bzw. dem Bundeskartellamt dazu gezwungen werden oder weil die Unternehmen merken, dass den Konsumenten das Geld ausgeht. Wir sind ja aktuell in einer Rezession und der Konsum geht zurück. Auf der Kostenseite gibt es, wie oben betrachtet, keinen Grund für hohe Preise oder Preissteigerungen. Zudem ist der Ölpreis einigermaßen stabil, nicht zuletzt, weil die OPEC durch Anpassungen des Angebots dafür sorgt.
Die Wirtschaftspolitik in Deutschland und Europa sollte also wieder auf einen expansiven Kurs einschwenken, denn die Arbeitslosigkeit in der Eurozone liegt immer noch bei 6,5 Prozent. Zeit für die EZB, die Zinssteigerungen zu stoppen und langsam wieder den Weg nach unten zu finden. Zeit für die EU, die Fiskalregeln so zu reformieren, dass höhere Staatsausgaben möglich sind. Während die Wirtschaftspolitik von der „Großen Inflation” überrascht wurde, sollte deren Abklingen nach aktueller Faktenlage wenig überraschend sein.