To bond or not to bond?
Bei der MMT-Konferenz in Leeds gab es spannende Vorträge, u.a. einen von Stephanie Kelton und Scott Fullwiler zu der Frage, ob wir Staatsanleihen abschaffen sollten. Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass das wohl eine gute Idee wäre.
Letztes Jahr hatte ich in einem journalistischen Artikel argumentiert, dass es wohl eine gute Idee wäre, auf Staatsanleihen zu verzichten, weil an diesem Konstrukt sehr viel Mythen hängen. U.a. kann so behauptet werden, der Staat würde sich „am Kapitalmarkt verschulden“, er müssen seine „Staatsschulden“ zurückzahlen, zudem würden sie zukünftige Generationen belasten, etc. pp. Wenn das Bundesministerium der Finanzen (BMF) die Emission von Staatsanleihen einstellen würde und stattdessen die Banken einfach die Reserven behalten, würde sich nichts groß ändern. Allerdings müssten dafür die Regeln der EU bzgl. der Eurozone verändert werden, denn eine direkte Staatsfinanzierung ist derzeit nicht erlaubt. Kelton und Fullwiler sehen das in ihrem Vortrag genauso (siehe Video unten).
In einer zentralen Tabelle fassen sie die Argumente zusammen. In der ersten Spalte schauen wir uns den Status Quo in der ersten Variante an. Es werden Staatsanleihen ausgegeben und die Zentralbank folgt der Taylor-Regel. In der zweiten Variante folgt sie nicht der Taylor-Regel, sondern setzt den Zins dauerhaft auf null (2010er Jahre). Varianten drei und vier entsprechen eins und zwei, nur dass keine Staatsanleihen mehr emittiert werden. Varianten fünf und jetzt entsprechend drei und vier, allerdings darf hier die Zentralbank Anleihen anbieten.
In den Zeilen geht es um folgendes:
Werden Staatsschulden verteufelt?
Wirken Zinserhöhungen inflationär?
Entsteht finanzielle Fragilität?
Werden Anleihenbesitzer subventioniert (durch Zinszahlungen)?
Gibt es ein Problem mit Staatsanleihen bei Sparern?
Gibt es ein Problem mit Kosten der Banken und ihren Gewinnen?
Gibt es ein Problem mit Liquidität und Sicherheiten?