To bond or not to bond?

20.08.2024

Bei der MMT-Konferenz in Leeds gab es spannende Vorträge, u.a. einen von Stephanie Kelton und Scott Fullwiler zu der Frage, ob wir Staatsanleihen abschaffen sollten. Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass das wohl eine gute Idee wäre.

Letztes Jahr hatte ich in einem journalistischen Artikel argumentiert, dass es wohl eine gute Idee wäre, auf Staatsanleihen zu verzichten, weil an diesem Konstrukt sehr viel Mythen hängen. U.a. kann so behauptet werden, der Staat würde sich „am Kapitalmarkt verschulden“, er müssen seine „Staatsschulden“ zurückzahlen, zudem würden sie zukünftige Generationen belasten, etc. pp. Wenn das Bundesministerium der Finanzen (BMF) die Emission von Staatsanleihen einstellen würde und stattdessen die Banken einfach die Reserven behalten, würde sich nichts groß ändern. Allerdings müssten dafür die Regeln der EU bzgl. der Eurozone verändert werden, denn eine direkte Staatsfinanzierung ist derzeit nicht erlaubt. Kelton und Fullwiler sehen das in ihrem Vortrag genauso (siehe Video unten). 

In einer zentralen Tabelle fassen sie die Argumente zusammen. In der ersten Spalte schauen wir uns den Status Quo in der ersten Variante an. Es werden Staatsanleihen ausgegeben und die Zentralbank folgt der Taylor-Regel. In der zweiten Variante folgt sie nicht der Taylor-Regel, sondern setzt den Zins dauerhaft auf null (2010er Jahre). Varianten drei und vier entsprechen eins und zwei, nur dass keine Staatsanleihen mehr emittiert werden. Varianten fünf und jetzt entsprechend drei und vier, allerdings darf hier die Zentralbank Anleihen anbieten.

In den Zeilen geht es um folgendes:

  • Werden Staatsschulden verteufelt?

    Wirken Zinserhöhungen inflationär?

    Entsteht finanzielle Fragilität?

    Werden Anleihenbesitzer subventioniert (durch Zinszahlungen)?

    Gibt es ein Problem mit Staatsanleihen bei Sparern?

    Gibt es ein Problem mit Kosten der Banken und ihren Gewinnen?

    Gibt es ein Problem mit Liquidität und Sicherheiten?

Am besten wäre es, wenn alle Felder auf „nein“ stehen würden. Dann wäre alle diese Probleme nicht vorhanden. „Staatsschulden“ würden nicht verteufelt werden, wenn es keine Anleihen gibt. Zinserhöhungen wirken nicht inflationär, wenn der Zins auf null steht. Zinserhöhungen erhöhen nicht die finanzielle Fragilität, weil Banken keine Staatsanleihen halten, usw. usf.

Es wird viel über eine Reform des Geldsystems geredet. Hier unterbreiten Scott Fullwiler und Stephanie Kelton einen Vorschlag, wie der fiskalische Teil des Geldsystems verbessert werden könnte. Warren Mosler hatte seinerseits einen Vorschlag präsentiert, wie man das Banken- und Finanzsystem umbauen könnte. Auch wenn sich diese Ideen auf die USA beziehen, so wäre eine europäische Version dieser Vorschläge relativ einfach abzuleiten. Wobei im fiskalischen Bereich noch die Defizitgrenzen und die Schuldenbremse ein Thema wären, denn diese verhindern eine bessere Lage bei der Beschäftigung und der Preisstabilität.