Was passiert bei einer Senkung der Staatsausgaben?
Makroökonomische Entscheidungen haben makroökonomische Auswirkungen. Es gibt verschiedene Modelle, um diese Auswirkungen zu modellieren. Ein einfaches Modell besagt, dass bei einer Senkung der Staatsausgaben das BIP sinkt und die Arbeitslosigkeit steigt.
In der Modellwelt der stock-flow consistent models (SFC Modelle) bietet das sogenannte einfache Modell (simple model) einen guten Einstieg. Es lässt sich zum Beispiel in der Software Insight Maker visualisieren. Das Modell ist sehr einfach aufgebaut und beantwortet im wesentlichen die Frage, was passiert, wenn der Staat seine Ausgaben verändert. Im Bild oben betragen die Staatsausgaben 20 Währungseinheiten. Da staatliche Ausgaben zu privaten Einnahmen führen, steigt in der Folge der Konsum. Zudem steigt die Ersparnis des privaten Sektors, denn wenn der Staat mehr ausgibt als er über Steuern wieder einzieht, dann entstehen entsprechende Überschüsse bei den Haushalten/Unternehmen. Die lila Linie zeigt das Bruttoinlandsprodukt (BIP), welches mit der Beschäftigung zusammenhängt. Je höher das BIP, desto höher die Beschäftigung. Was würde nun passieren, wenn der Staat seine Ausgaben um 5 Prozent auf 19 Währungseinheiten kürzt?
Das Bild verändert sich ein bisschen, denn das BIP sinkt leicht ab. Das bedeutet, dass die Arbeitslosigkeit ansteigt. Eine Kürzung der Staatsausgaben wirkt also negativ auf BIP und Beschäftigung. Es ist aber nicht die Aufgabe der Wirtschaftspolitik, die Summe der innerhalb eine Jahres produzierten Güter und Dienstleistungen zu reduzieren und die Arbeitslosigkeit zu erhöhen. Wenn der Staat dies vorhat, dann sollte er besser einen guten Grund haben. Die Bekämpfung der Inflation gehört sicherlich nicht dazu, denn die erhöhten Inflationsraten sind nicht die Folge einer zu hohen Nachfrage, sondern getrieben von Energie, Rohstoffpreisen und Gewinnen. Nur wer glaubt, dass das Wachstum des BIP die Inflation erhöht, könnte auf die Idee kommen, heute mit weniger Staatsausgaben die Inflation zu reduzieren. Ein Blick in die Daten zeigt aber, dass es für so eine Sicht keinerlei Anzeichen gibt.
Seit 1990 zeugen die Daten, dass gute Wachstumsphasen eben nicht mit steigenden Inflationsraten einhergehen. Von etwa 2006-2009 stieg beispielsweise die Inflation bei sinkenden Wachstumsraten. Dazu hatten wir BIP-Wachstum auf heutigem Niveau (3-4 Prozent) auch in den 1990er und 2000er und 2010er Jahren ganz ohne jeglichen Anstieg der Inflation (bis auf 2006-2009, als der Ölpreis auf Rekordniveau kletterte).
Das einfache SFC-Modell besagt also ähnlich wie das IS/LM-Modell der Lehrbücher, dass eine Senkung der Staatsausgaben gesichert zu weniger BIP und zu höherer Arbeitslosigkeit führt. Die Modelle besagen hingegen nicht, dass weniger Staatsausgaben zu weniger Inflation führen. Andere Modelle hingegen – die „neukeynesianischen Modelle“ – beinhalten hingegen die Annahme, dass Inflation und Output korrelieren. Hier müsste eine Output-Senkung auch zu einer Inflationssenkung führen. Allerdings basiert diese Mechanismus auf einer Annahme. In der Realität sehen wir, dass diese nicht erfüllt ist. Die Daten oben zeigen sehr deutlich, dass bei steigendem Output eben nicht die Inflationsraten hochgehen. Damit sollte deutlich werden, dass wir heutige nicht auf der Grundlage neukeynesianischer Modelle Wirtschaftspolitik betreiben sollten.